Es war einmal ein Elch, der sollte König des Waldes werden.
Aber er traute sich nicht so recht.
Er war unerfahren.
Er wusste wenig.
Nichts schien ihm zu gelingen.
Der Tag der Königswahl rückte immer näher, und mit jeder Stunde wurde der Elch ein wenig trauriger. Mit hängendem Kopf trottete er durch den Wald, und gelegentlich begegnete er einem anderen Tier, das weit größere Sorgen hatte als er selbst. Da war ein Hase, der von seinem Bau durch einen Fluss getrennt war – eine unüberwindliche Barriere. Oder eine Amsel, deren Junges eben aus dem Nest gefallen war und jeden Moment vom Fuchs gefressen werden konnte. Und ein Hausschwein in seinem Gehege, das von der großen Freiheit im Wald träumte, aber den Zaun nicht überwinden konnte.
Jedes Tier bat den Elch, ihm zu helfen. Musste er, der König werden sollte, nicht die Probleme im Handumdrehen lösen können?
Aber der Elch sagte immer nur: „Ich weiß es auch nicht. Da musst du dir schon selbst etwas einfallen lassen.“
So dachte der Hase kurz nach und sprang dann auf den Rücken des Elchs, der durch den Fluss schwamm, und erreichte so das andere Ufer mit seinem Bau.
Die Amsel bat den Elch darum, seinen Kopf weit zu senken, damit das Junge sich auf sein Geweih retten konnte.
Und das Schwein fragte den Elch, ob der nicht mal kurz mit seinen kräftigen Hinterbeinen gegen das Gatter treten könne. Das tat er, die Bretter flogen nur so weg, und das Schwein konnte bequem in die Freiheit spazieren. Allen war geholfen, und sie hatten sich dazu alle selbst etwas einfallen lassen.
Der Elch verstand das erst nicht.
Aber die Tiere waren begeistert von ihm und wählten ihn zum König, gerade weil er sie selbst entscheiden ließ und sie dabei unterstützte, so gut er es konnte. Die Tiere im Wald waren keine dummen Untertanen, die in ständiger Furcht vor einem mächtigen Herrscher lebten. Sie waren seine Verbündeten und Mitbürger. Einen besseren König, so riefen sie, könnten sie sich nicht wünschen!
...Diese Fabel des schwedischen Kinderbuchautors Ulf Stark ist ein Stück auch für Erwachsene. Sie beschreibt in klaren Bildern das Wesen jeder Zivilgesellschaft und jeder Organisation, die auf Fairness, Respekt und Gleichberechtigung angelegt ist...